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Sattlerei Niedersüß: Tradition trifft Innovation

© Sattlerei Niedersüß, Kirschner

#PRAXIS | Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Dieses Sprichwort trifft wohl auf kaum jemanden so zu wie auf Christine und Markus Niedersüß. Vor über 300 Jahren wurde in Rohrbach in Oberösterreich die Sattlerei Niedersüß gegründet, heute setzt man auf traditionelle Handarbeit, aber auch auf modernste Technologie mit einem Roboter.

Millimetergenau fräst der neue Roboter die Form des Innenkerns des Sattel-Prototyps aus Polyurethanschaum. Mit einem Aktionsradius von drei Metern und 210 kg Traglast ist das neue technologische Familienmitglied ein beeindruckender Zuwachs im traditionellen Familienunternehmen. Die Anschaffung aber war keineswegs selbstverständlich, erzählt Markus Niedersüß, Technischer Leiter: „Wir haben vorerst überlegt, in ein Fräszentrum zu investieren. Hier hat uns dann aber die Flexibilität und Vielseitigkeit vom Roboter überzeugt. Er ist zur Zeit bei der Prototypenfertigung im Formenbau im Einsatz, wird aktuell noch großteils als Fräsroboter eingesetzt.“ Die Sattlerei verfügt über eine eigene Entwicklungsabteilung, alle Modelle entstehen im eigenen Haus, beschreibt Geschäftsführerin Christine Niedersüß: „Vom Design bis über die Festigkeitsberechnung und Prototypenfertigung, Prototypentests und Materialtests haben wir alles inhouse. Wir stellen die Formen für die Sattelbaumproduktion und die Kniepauschen selbst her, hier sind immer wieder neue Modelle zu entwickeln.“

Prominente Reiter

Rund 24 Stunden wird für einen Sattel reine Arbeitszeit benötigt, von professionell ausgebildeten Mitarbeitern wird per Hand angefertigt und individuell gestaltet. Zur Kundschaft in 19 Ländern zählt nicht nur die Spanische Hofreitschule, sondern auch internationale Olympiateilnehmer aus Japan, Australien oder eben Österreich. Das Portfolio an Sätteln ist groß: Vom Dressur- über Sprung- und Vielseitigkeitsbereich bis zum Ponysattel ist alles mit dabei. In den letzten 40 Jahren wurden nicht weniger als 32.000 Sättel verkauft, die Rohstoffe dafür kommen zu 100 Prozent aus Europa. Heute werden rund 800 Sättel pro Jahr verkauft, 80 Prozent davon werden exportiert. Geleitet wird das Familienunternehmen, in dem Vater Karl Niedersüß auch heute noch seine wertvolle Erfahrung weitergibt, vom Geschwisterpaar Christine und Markus Niedersüß. Die Liebe zu Pferden wurde ihnen in die Wiege gelegt, zur Nachfolge gedrängt wurden sie allerdings nie, sagt Markus Niedersüß, heute Technischer Leiter der Firma: „Es hat sich im Laufe der Jahre so entwickelt. Es wurde uns immer freigestellt, ob wir diesen Beruf ausüben oder nicht. Meine Schwester hat Wirtschaftswissenschaften studiert, ich die HTBLA für Automatisierungstechnik absolviert. Im Anschluss haben wir beide die Meisterprüfung für Sattler und Riemer gemacht.“

Walzer & Crescendo

Die Sattlerei Niedersüß setzt auf die Mischung aus überliefertem Wissen und 300 Jahren Erfahrung, handwerklichem Können, Weltoffenheit und Innovation. Verwendet wird nur ausgewähltes Leder mit Naturmerkmalen wie Kratzern, Narben oder leichten Variationen in der Farbe. Niedersüß-Sättel sind Unikate. Der Sattelbaum besteht aus Polyurethane mit einem handgeschmiedeten Stahlkern oder einer eigens entwickelten Karboneinlage. Das Sattelkissen wird mit einem Gemisch aus Schafwolle und Holzfaser gefüllt und natürlich haben besondere Produkte auch besondere Namen: Crescendo, Ouvertüre Victoria, Walzer oder Pianissimo heißen die Sättel aus Rohrbach. Christine Niedersüß: „Vor Jahren wurde der Slogan „Harmonie im Reitsport“ ausgearbeitet, dazu passen natürlich musikalische Namen. Dieser Linie sind wir treu geblieben und haben allen Modellen auch weiterhin musikalische Namen gegeben.“


MEHR INFOS: Sattlerei Niedersüß

(Autor: Sabine Blattner, 22.03.2021 )

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