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Metallart Gahr: Natur als Lehrmeisterin

© Gahr

#PRAXIS | Wer denkt, Stahl als Designelement wirkt kühl oder zu straight, war noch nicht bei den Metallkünstlern Gahr in Bischofshofen: Die beiden Brüder Stefan und Robert Gahr sorgen von Kindesbeinen an mit ihren künstlerisch geschweißten Raum- und Fassadengestaltungen in leuchtenden Farben weltweit für Aufsehen.

Wer mit vier Jahren seine ersten Metallbilder schweißt und mit neun Jahren das eigene Fahrrad mit einem Schweißbrenner zu einer sehenswerten Schrottplastik umbaut, der bekam die Karriere wohl in die Wiege gelegt. Robert Gahr lernte wie sein Bruder das faszinierende Handwerk bei Vater Herbert. Der Salzburger war ein Pionier in der Anwendung verschiedener Schweißtechniken, wagte zum 30. Geburtstag den Sprung in die Selbstständigkeit. Mit Erfolg: Seit mittlerweile über 40 Jahren steht Gahr für exklusive, einzigartige Objekte aus Metall.

Schweißnaht

Die Schweißnaht als Gestaltungselement – das war immer das Credo von Herbert Gahr, der 2014 verstorben ist, dessen Vermächtnis aber in seinen Söhnen weiterlebt. Für ihn waren die Natur, die Berge um Bischofshofen, die voller Aufbrüche, Spalten und natürlicher Linien sind, immer die Inspiration. So kreierte man den unverwechselbaren Stil, der weltweit für Furore sorgt: Ob in einer Villa in Indien, einem Penthouse in Moskau, einer Jagdhütte in Aspen oder Domizilen in Dallas, New York oder Massachusetts. Originale von Gahr hängen oder stehen überall auf der Welt. Die mittlerweile schon weltberühmte Peace-Skulptur steht bereits in Schanghai, Mallorca, Frankfurt, Hamburg, Köln oder Augsburg.

Inspiration

In der Metallwerkstatt in Bischofshofen wird nahezu täglich geschweißt, geschliffen, erhitzt, gehämmert, gebogen und poliert. Bei über 1.000 Grad Celsius wölben sich die Materialien, durch die Oxidation bilden sich bunt schillernde Anlauffarben. Robert Gahr, der jüngere der beiden Brüder, beschreibt die Arbeitsweise so: „Ein Kunstwerk ist eine Symbiose aus Farben, Zigaretten und meinen grenzenlosen Gedanken, die mich vorwärts schieben. Die Materialien werden durch Biegen, Schneiden, Schweißen und „Irres-darauf-Herumschlagen” in Form gebracht. Dellen und Kanten erinnern an die Gewaltakte.“ Eine Deutung seiner Skulpturen gibt es für Stefan Gahr nicht, „zu vielfältig ist das Sammelsurium der Inspirationen“.

Die Oase

Stillstand gibt es bei den Brüdern Gahr nicht. Im Kopf schwirren Gedanken, Ideen, Verrücktes, Machbares, Realistisches wie Surreales. Letzteres mutet an, wenn man die neueste Idee der beiden sieht: Ein ganzes Kunst- Haus aus Cortenstahl und farbigem Edelstahl: „Eine Skulptur, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat, am besten stadiongroß, eventuell mit Wohn- und Geschäftsraum. Die Oase nennen die beiden Brüder ihr „Lebensprojekt“. Noch ist der Traum ausschließlich in den kreativen Köpfen der Ausnahmetalente aus Salzburg. Ihre bisherigen Arbeiten lassen aber den Schluss zu: Nichts ist unmöglich.

Trophäen

Das Auge für das Besondere zeichnet die Brüder Gahr aus. Ob bei Riesenskulpturen oder kleineren Trophäen wie dem „Niki“ für die besten Sportler des Jahres. Wenn Stefan Gahr den Fertigungsprozess seiner einzigartigen Skulpturen beschreibt, ist man geneigt zu glauben, er wäre Dichter, Poet oder Autor: „Beginnend mit einer übersteigerten Kraftanstrengung zerstört der Schweißbrenner das vorher aufgebaute Stahlgerüst und überzieht es mit flüssiger Bronze. Das Schleifen, Schweißen, Hämmern und Erkennen geschieht bald automatisch, während mir mein Geist bereits vorauseilt. Eine Explosion der Gefühle führt zur Auflösung der Form. Wärme breitet sich nach allen Richtungen aus und mit ihr der zu einem Symbol für meinen Freiheitsdrang gewordene Arm. Er erstarrt im Raum, um sich, endgültig zum Stillstand gekommen, lustvoll auf den glühenden Lebensweg zu konzentrieren.“

Love & Peace

Sieben Skulpturen ihrer „Peace-Serie“ zieren bereits weltweit die schönsten Plätze und machen diese Erde ein wenig bunter. Fünfeinhalb Meter ist der Schriftzug groß, rund 200 Arbeitsstunden stecken in der Skulptur. Keine Frage, die Kunst spielt im Leben von Stefan und Robert Gahr eine entscheidende Rolle: ob mit Worten oder Taten. Was diese beiden Mitt-Vierziger mit all ihrer Erfahrung und Kreativität umsetzen, ist fast unbeschreiblich. Oder wie es Stefan Gahr auf den Punkt bringt: „Inmitten von Rauch und Lärm fließen meine Gedanken zu neuen Ufern."

MEHR INFOS: Metallart Gahr

(Autor: Sabine Blattner, 23.02.2022 )

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