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Beruf und Berufung

© NAZ/A. Kainrath

#EINBLICK | Sportler sind die besseren Mitarbeiter, sind stressresistent, motiviert, lösungs- und leistungsorientiert. Das behaupten nicht wir, sondern zahlreiche Betriebe. Im Nordischen Ausbildungszentrum (NAZ) in Eisenerz werden unter anderem zukünftige Tischler ausgebildet. Eine davon ist Weltcup-Skispringerin Lisa Eder. Ein Lokalaugenschein in der Talenteschmiede, die auch von Schachermayer finanziell unterstützt wird.

Die Tischlerwerkstatt in Eisenerz ist hell und freundlich, Sägespäne zeugen von kürzlich getaner Arbeit, gefertigte Holzbänke stehen zur Abholung bereit. Mittendrin ein Maschinenpark, der jedes Tischlerherz höher schlagen lässt, sagt Florian Windbichler, selbst Absolvent der Tischlerlehre im NAZ, und jetzt Trainer in der Sparte Langlauf: „Wir haben alles: Format- und Furnierkreissäge, Breitband-, Langband- und Kantenschleifmaschine, Dicken- und Abrichthobelmaschine, Langloch- und Beschlägebohrmaschine, Tischfräse, Furnierpresse und Bandsäge.“ Die Lehrlinge arbeiten nicht nur an den Maschinen, auch die Wartung steht auf dem Lehrplan.

Aktuell gibt es 14 Tischlerlehrlinge im NAZ in Eisenerz. Eine davon ist die Skispringerin Lisa Eder. Die junge Salzburgerin hat in diesem Jahr bei der Junioren-WM zwei Mal Gold im Team- und Mixed-Team-Bewerb geholt, war im Weltcup 2020 im Einzel bereits zwei Mal unter den Top 10. Eder: „Holz interessiert mich einfach, man kann sehr kreativ sein. Meine Stärken liegen sicher an den Maschinen und am Handwerklichen, aber das Gestalterische gehört natürlich auch dazu.“

Vollgepackt

Lisa und ihre Kollegen starten ihren Lehrtag um 7:45 Uhr, Schulbetrieb ist im Winter bis 12:30 Uhr. Nach dem Mittagessen geht´s direkt zum Kraft-, Schnell-, Sprungkraft- sowie Ausdauertraining. Dazu kommt natürlich die Praxis auf den Schanzen der Erzberg Arena. Nach dem Training und dem Abendessen ist um 22:00 Uhr Nachtruhe. Das Ganze fünf Tage die Woche, am Wochenende sind die Sportler meist im Weltcup unterwegs.

Selbstständig

Im NAZ muss man sich nicht entscheiden. Sport ODER Lehre. Hier ist eine Kombination möglich. Der Sport liegt im Fokus, denn „wenn unsere Sportler nicht mit dem Ziel kommen würden ´Ich will sportliche Erfolge feiern´, dann wären sie nicht hier“, sagt Florian Windbichler. Ebenso ist es aber bedeutsam, ein zweites Standbein neben dem Sport zu haben. Denn jeder weiß, dass es nicht alle in die Weltspitze schaffen können. Deshalb ist es wichtig,  die Lehre nicht links liegen zu lassen. Windbichler: „Man sieht, dass unsere Sportler sich auch sehr auf ihren Beruf konzentrieren, denn die meisten besuchen am Abend zusätzlich die Maturakurse.“

Der Lehrplan verlangt den zukünftigen Tischlern und Spitzensportlern einiges ab. Trainer Florian Windbichler: „Im ersten Lehrjahr steht das Kennenlernen der Handwerkzeuge im Vordergrund. Es werden verschiedenste Holzverbindungen geübt und abschließend ein Übungsstück gefertigt. Nebenbei wird immer bei Aufträgen der älteren Lehrlinge geholfen. Im zweiten Jahr werden bereits die ersten kleineren Aufträge erledigt, im dritten wird sehr viel Wert auf das selbstständige Arbeiten gelegt. Es werden größere Aufträge ausgeführt und man wird so perfekt auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet.“ Die Lehrlinge arbeiten mit Ausbildungsleiter Dietmar Doppelreiter regelmäßig an ihren Aufträgen: So ist etwa die Erzbergbank mit individueller Prägung, zu 100 Prozent im NAZ gefertigt, einer der Verkaufsschlager in der Region. Dazu kommen Möbelstücke, aber auch Innen- und Haustüren aus dem Bereich der Bautischlerei.

Schachermayer unterstützt das NAZ aus Überzeugung, sagt Geschäftsführer Gerd Schachermayer: „Das NAZ geht in der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte im handwerklichen Bereich einen ganz eigenen Weg, der mich persönlich sehr beeindruckt. Gerade im Hinblick auf die immer schwieriger werdende Situation des Fachkräftemangels sehen wir eine längerfristige Unterstützung als gute Gelegenheit, hier unseren Beitrag zu leisten.“

Praxisnah

Lisa Eder feilt aktuell an ihrer sportlichen Karriere: „Meine Ziele für dieses Jahr sind, dass ich mich weiterhin im Weltcup steigere und konstant bin. Ich will die Trainingssprünge auch im Wettkampf zeigen.“  In ihrer Ausbildung zur Tischlerin ist sie bereits im dritten Lehrjahr und damit bestens auf die Berufswelt vorbereitet, bestätigt Florian Windbichler: „Die Tischlerausbildung im NAZ kann man mit einer normalen Tischlerlehre in einem „normalen“ Ausbildungsbetrieb vergleichen. Jedes Jahr in der Berufsschule merkt man, dass wir Eisenerzer eindeutig zu den Besten in der Klasse gehören, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch.“

Mehr Informationen: www.naz-eisenerz.at

(Autor: Sabine Blattner, 25.01.2021 )

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