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Jede Kunst hat ihre Zeit

© Ralf Scheiblhofer

#PRAXIS | Ralf Scheiblhofer ist gelernter Tischler und wagte über berufliche Umwege letztes Jahr den Sprung in die Selbstständigkeit. Heute setzt der Leondinger auf außergewöhnliche Objekte und die Bearbeitung mit Epoxidharz. Eine erfolgreiche Mischung, die man gesehen haben muss.

Die Frage, ob er sich als Handwerker oder Künstler versteht, beantwortet Ralf Scheiblhofer mit einem klaren „beides“: „Ein Künstler ist nichts ohne das Geschick eines Handwerkers und umgekehrt ist ein Handwerker ohne Kreativität eines Künstlers nichts. Beides geht Hand in Hand und ich hoffe, das spiegelt sich auch in meinen Werkstücken wider.“ Und ob: Normale Tischlerarbeiten findet man in seiner Werkstatt in Leonding nicht. Hier wird schon mal ein Esstisch aus einer zerfetzten Eiche gefertigt, ein exklusives Schneidbrett aus Mooreiche oder ein Couchtisch aus Birne mit Black-Epoxy.

Schillernde Farben

Epoxidharz ist für Ralf Scheiblhofer das Mittel der Wahl. Denn es ist sehr flexibel in der Anwendung und beeindruckt durch das große Farbspektrum, erzählt der Oberösterreicher im Gespräch: „Von knallbunt über metallic schimmernd bis hin zu tiefem Pianoschwarz oder pur und transparent gibt es alles – mit dem Glanz des Harzes kann ich die besondere Maserung bestimmter Hölzer noch einmal extra hervorheben, das verleiht automatisch einen eleganten Touch.“ Zudem ist Epoxidharz unbedenklich in Verbindung mit Lebensmitteln, daher verwendet es Ralf Scheiblhofer auch für seine Schneidbretter. Diese können auch mit Logo, Vereinsnamen oder Schriften versehen werden.“ Eines ist dem Leondinger allerdings wichtig, „für mich steht immer das Holz selbst im Vordergrund. Daher ist bei mir der Anteil an Epoxidharz immer kleiner als das Hauptmaterial Holz.“ Etwa zwei Wochen benötigt Ralf Scheiblhofer für einen Tisch, eine Woche für eines seiner außergewöhnlichen Schneidbretter. Sein Lieblingsholz ist Nuss, weil es absolut einzigartige Farbverläufe und Formen hat. Und er ergänzt, „Nussholz riecht eindeutig am besten von allen Hölzern.“

Nachhaltigkeit

Sein geliebtes Holz bezieht Ralf Scheiblhofer zu 99 Prozent aus Österreich, bei den meisten kennt er sogar den Flecken Erde, wo das Holz gewachsen ist. Nachhaltigkeit ist für ihn nicht nur ein Modewort, sondern gelebte Realität: „In den letzten Jahren findet zum Glück ein Umdenken statt. Die Wege führen wieder zurück zum Tischlerhandwerk mit Bedacht auf nachhaltige Möbel. Bei mir werden zudem keine Reste entsorgt, sondern zu kleineren Jausenbrettern für Kinder verarbeitet.“ Auch alle Öle, mit denen er das Holz behandelt und seinen Kunden empfiehlt, sind umweltfreundlich und lebensmittelecht.

Lebensprojekt

Der Alltag bei Scheiblhofer Design ist nie 0815. Jedes Stück ist ein Unikat und Kunden kommen auch mit teils außergewöhnlichen Aufträgen. Ralf Scheiblhofer erinnert sich an ein besonderes Muttertagsgeschenk: „Aus einem Stück Pfosten, der ursprünglich einen Gemüsegarten befestigt hat, kreierte ich eine Stehlampe. Der untere Teil des Holzes war von Holzameisen befallen, die auf natürliche Art ein interessantes Muster ins Holz gefräst haben. Mit farbigem Harz habe ich den Pfosten wieder komplettiert und im Inneren Leuchtkörper angebracht.“ Im Schaffensprozess, sagt er, ist er nur ungern fix gebunden. Sein Traumprojekt fehlt noch: „Ein XXL-Tisch mit sechs Metern Länge und zwei Metern Breite aus einem einzigen Stück Holz. Ein so großes Projekt würde meine Arbeiten vervollständigen.“

Bewusster Schritt

Im Jahr 2001 hat Ralf Scheiblhofer seine Tischlerlehre begonnen, 20 Jahre später wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit Umwegen, denn bis dahin war er unter anderem auch Chemieverfahrenstechniker, erzählt er rückblickend: „Ich habe mich in meinen früheren Jobs nicht wirklich wohlgefühlt. Daher habe ich mir bereits 2019 eine kleine Werkstatt zugelegt und habe begonnen, mit Harz zu experimentieren. Irgendwann wurden aus den kleinen Epoxidharzarbeiten ziemlich schnell große Projekte. Vor allem im Freundes- und Bekanntenkreis fanden meine Kreationen rasch ihre Besitzer.“ 

Sieben Tage die Woche zwischen 12 und 19 Stunden steht Ralf Scheiblhofer in seiner Werkstatt in Leonding. „Von nichts kommt nichts“, sagt er, und ergänzt mit einem Lächeln, „wenn dann die Tische meine Werkstatt verlassen und in ihr neues Zuhause einziehen dürfen, dann entschädigt das die Strapazen allemal.“ Wir würden sagen – mit der Selbstständigkeit alles richtig gemacht.

MEHR INFORMATION: Scheiblhofer Design

WEBKATALOG: Epoxyharz + Zubehör 

(Autor: Sabine Blattner, 31.05.2022 )

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